Letztes Wochenende sind wir zu unserer 1. autarken Übernachtung mit dem Wohnwagen aufgebrochen. Autark heißt in diesem Fall ohne Campingplatz oder externe Stromversorgung. Ich hatte ja kürzlich geschrieben, dass ich den Spannungswandler im Wohnwagen getauscht hatte und nun auch die Wasserpumpen mit PKW-Versorgung laufen.
Los ging es am Samstag-Abend nach einer Schulung, die ich noch zu absolvieren hatte. Ziel war die 6. Lausitzer Seenland 100, ein großes Multisportereignis in der Lausitz. Wir persönlich haben uns für die Radtourenfahrten (RTF) angemeldet - ich die 200 km und Sophia die 70 km. Startpunkt war das Besucherbergwerk F60, wo unter Anderem eine große Förderbrücke zu bestaunen ist.
Bei unserer Ankunft hatten sich schon viele andere Sportbegeisterte mit ihren fahrbaren Übernachtungsmöglichkeiten eingefunden.
Start mit Pannen
Am Sonntag um 05:30 Uhr war Aufstehen angesagt, da die 200 km-Tour um 07:00 Uhr los ging. Nach einem guten Frühstück mit Kaffee und Müsli ging es zur Startnummernausgabe auf das Veranstaltungsgelände. Die Startnummer war schnell am Fahrrad montiert, sodass ich noch eine kurze Probefahrt zum Aufwärmen machen konnte.
Hier folgte die 1. Ernüchterung. Die Kette rutschte bei Belastung durch. Ich hatte 2 Tage zuvor die Kette gewechselt und wollte eigentlich noch eine Testfahrt machen, da ich schon befürchtet hatte, dass das Ritzelpaket mitgetauscht werden muss, aber wegen des schlechten Wetters bin ich nicht dazu gekommen. Dies rächte sich nun, es gab aber zum Glück Schaltstellungen, bei denen das Problem minimal war.
Nach dem Start setzten sich etwa 100 Radfahrer in Bewegung. Die ersten 10 km wurden wir von einem Führungsfahrzeug begleitet. Danach ging es auf die freie Strecke. Ich bin in der 2. großen Gruppe bis zum 1. Kontrollpunkt bei etwa 22 km gut mitgekommen. 1,5 km nach der Weiterfahrt hatte sich allerdings der Hinterradreifen mit einem lauten Knall verabschiedet. Das bedeutete natürlich, dass ich durch die frühe Verzögerung das gesamte Feld ziehen lassen und die restlichen 180 km nahezu allein bewältigen musste.
Der Reifenwechsel war nach etwa 10 Minuten erledigt. Da es so kurz hinter dem Kontrollpunkt passierte, bin ich nochmal zurück - in der Hoffnung dort eine Luftpumpe zu finden - was aber leider nicht der Fall war. Ich hatte zwar eine Notpumpe mit, die schafft aber nicht ganz den hohen Druck, der für einen Rennradreifen benötigt wird. Es reicht zwar, ist aber für den Rollwiderstand nicht ganz so günstig.
Nachdem ich wieder auf die Strecke konnte, lief es so weit so gut. Bei den folgenden Kontrollpunkten hatte ich auch einige Mitstreiter einholen können, aber da der Geschwindigkeitsunterschied doch größer war, bin ich allein weiter - was ich auch lieber mache, da ich so den Kopf frei bekomme. Bei so langen Touren ist aber eine Windschattenfahrt doch empfehlenswert, da so bis zu 30% Energie eingespart werden können.
Weitere Probleme blieben nicht aus
Bei Kilometer 68 kam mir eine der großen Radgruppen entgegen, deren Anschluss ich nach meiner Reifenpanne verloren hatte. Ich dachte schon, ich hätte mich irgendwo verfahren und wäre jetzt auf dem Rückweg der Strecke angekommen, da ich mich nicht erinnern konnte, dass bestimmte Streckenabschnitte doppelt befahren werden. Mir wurde ein Zeichen gegeben, dass ich umkehren solle - warum hatte ich aber nicht verstanden.
Kurz davor war allerdings noch eine andere Verfolgergruppe, die ich eingeholt hatte und diese teilte mir mit, dass die Strecke wohl durch die Spree überflutet sei. Die letzten Tage hatte es stark geregnet. Wir mussten also zwangsläufig auch umkehren. Nach einem Blick auf die Karte hatten wir auch eine passable Ausweichroute gefunden. Das Blöde war an dieser Stelle war, dass ich mir am Vortag noch überlegt hatte, mein GPS zu Hause zu lassen, weil ich mich hier voll auf die Streckenmarkierung verlassen wollte. Dies rächte sich nun.
Nach 100 km hatte ich beim Antritt nach einer Kurve nochmal einen Knall vernommen, aber diesmal von vorne. Es stellte sich heraus, dass sich mein Vorderrad gelockert hatte. Tage zuvor musste ich mal das vordere Lager neu fetten und offenbar hatte ich das Rad nicht ordentlich befestigt. Zum Glück hatte ich es es schnell bemerkt, sodass kein Schaden entstanden ist. Das Rad war fix befestigt und es ging weiter.
Nicht ohne noch ein weiteres Problem zu bekommen... Bei einem der vorherigen Stopps hatte sich der Stöpsel vom linken Rohr, der das Lenkerband hält, gelöst, sodass dieses nun fröhlich vor sich hin flatterte. Mir blieb bei dieser Tour aber auch gar nichts erspart.
Hilfe, Wölfe!!!
Der Rest der Tour verlief zum Glück auf technischer Seite ereignislos, sodass ich die schöne Natur der Lausitz genießen konnte. Diese Region hat Einiges zu bieten. Ein sehr gut ausgebautes Radtourennetz, viele Stellplätze für Wohnwaren und -mobile abseits von Campingplätzen und schöne Badeseen, die sich langsam aus den alten Tagebaugebieten entwickeln. Dazu gibt es hier und da viel Wissenswertes über die alte Tagebauregion zu erfahren.
Spannend fand ich eine Begegnung nahe des Kraftwerkes Boxberg in der Nähe des Bärwalder Sees. Dort lief unversehens ein Wolf über den Radweg und die Fahrbahn der angrenzenden Straße. Ich hatte zunächst an einen großen Fuchs oder Wildhund gedacht, aber von der Färbung und Statur bin ich fast sicher, dass es wirklich ein Wolf war, zumal diese seit einiger Zeit in der Region wieder heimisch sind. Ein wirklich schönes Erlebnis. Ich hoffe nur, dass der Radfahrer, der einige hundert Meter zuvor seinen Reifen wechseln musste, davon gekommen ist.
Go for gold
Nach 140 km Jagd nach dem Anschluss an eine größere Gruppe, machte sich die Anstrengung bemerkbar. Ab jetzt war die Zielankunft ein Kampf mit sich selbst. Glücklicherweise konnte ich mich später doch noch einer Gruppe anschließen, aber 15 km vor dem Ziel war dann die Luft raus. Jetzt hieß es quälen. Aber von 200 km erwartet man ja auch nichts Anderes. 8 km vor dem Ziel tauchte dann die F60 im Hintergrund auf. Wie ein großer Magnet lag sie da, mich zum Ziel ziehend, nochmal die letzten Kräfte mobilisierend.
Nach 8 Stunden und 15 Minuten war ich im Ziel. Nach etlichen Pannen und großer Anstrengung war ich kaputt, aber glücklich. Der zweite 200 km Radmarthon in diesem Jahr geschafft. Dafür gab es vom Veranstalter eine Goldmedaille und ein schöne Urkunde.
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